In der Ausgabe vom März 2014 schreibt Michael Moss, dass sein „Buch nicht zuletzt ein Weckruf sein“ soll. Es ist viel mehr als das. Der Leser bekommt einen tiefen Einblick in das Geflecht von industriell hergestellter Nahrung und der drei magischen Komponenten Zucker, Fett und Salz. Und das Ganze mit vielen interessanten Fakten über die Firmen. Wer Interesse an Geschichte hat und die Zusammenhänge verstehen möchte, ist mit diesem Buch gut beraten. Zumal es sich sehr spannend und unterhaltsam liest.
So hat ursprünglich James Lewis Kraft (heute der Konzern „The Kraft Heinz Company“) die Käsesorte Cheddar vom Pferdewagen verkauft. Allerdings hatte man 1910 natürlich ein großes Problem mit dem schnell verderblichen Käse durch Verschimmeln oder Austrocken. Bis 1915 hatte er die Lösung für das Problem ausgetüftelt und der Käse war dann ohne Kühlung haltbar und wurde in kleinen Dosen verkauft. Aus dem Pferd „Paddy“ wurde dann sehr schnell eine Lastwagenkolonne und später die extrem florierende Firma „Kraft Foods“. Die Weiterentwicklung einer Käsefabrik, die auch die Herstellungszeit von Käse mit Hilfe von Enzymen auf ein paar Tage anstelle von anderthalb Jahren verkürzte, war revolutionär. Die industrielle Herstellung von Lebensmitteln ermöglichte ganz neue Mengen und zu diesem Zeitpunkt Vorteile.
Aber zurück zum Buch und seiner Grundstruktur. In drei großen Kapiteln bekommt man über die „magischen Zutaten“ Zucker, Fett und Salz viele Informationen und erfährt Zusammenhänge.
Das Zusetzen von Zucker zu Lebensmitteln hat auch eine konservierende Funktion und somit sind diese Lebensmittel in den Regalen der Läden länger haltbar – wichtiger ist für die Firmen der süße Glückspunkt. Wissenschaftler erforschten den Glückspunkt, der ein Lebensmittel unwiderstehlich macht. Dieses Wissen kommt dann zur Luststeigerung des Konsumenten (und zur Gewinnsteigerung) zum Einsatz. Interessanterweise ist dieser Glückspunkt abhängig von der Zielgruppe. Überschreitet man diesen Glücks- bzw. Umschlagpunkt durch weitere Zugabe von Süßungsmitteln (egal welcher Art) wird das Produkt wieder weniger attraktiv. Dies nur ein kleiner Einblick in das 190 Seiten umfassende Kapitel.
Fett steigert das „Mundgefühl“ – interessanterweise kann der Verbraucher die Fettmenge selber nicht abschätzen. Kommt zum Fett noch Zucker dazu, verstärken sich die Effekte. Auch hier wird im Buch auf die verschiedenen Arten von Fett eingegangen und der industrielle Einsatz geschichtlich aufgezeigt. Diese Kapitel hat rund 170 Seiten.
Salz hingegen wird für mehr als nur zur Abrundung des Geschmacks eingesetzt. Über Salz lässt sich ungewünschter Geschmack überdecken. Ohne Salz würden einige Produkte metallisch schmecken. Auch unterstützt Salz den industriellen Produktionsablauf. Die Abhängigkeit und die Reaktion vom menschlichen Gehirn und die gesundheitlichen Probleme werden beschrieben. Dieses Kapitel hat rund 85 Seiten.
Mein Fazit: Sehr kurzweilig zu lesen (auch wenn das Buch mitsamt dem Index 624 Seiten umfasst). Man sollte sich für die Verknüpfungen und den geschichtlichen Ablauf interessieren – dann wird das „Salz-Zucker-Fett-Komplott“ zu einer spannenden und fundierten Lektüre, die einen Leser durchaus zum Umstellen der eigenen Ernährung bewegen kann.