von Martina Sieber-Mahler
Die Heilpraktikerin Martina Sieber-Mahler versucht ganzheitlich das Thema Lebensmittel und Ernährung anzugehen, was auf 256 Seiten schwer möglich ist. Die verschiedenen Kapitel werden von dem Fall der übergewichtigen Irene begleitet, die das Thema anhand des Praxisfalls greifbarer macht.
Gleich zu Beginn werden die verschiedenen Beweggründe für Essen und oft für zu viel und dickmachendes Essen gezeigt.
Dann wird in mehreren Kapiteln sehr anschaulich der Stoffwechsel und das Zusammenspiel der verschiedenen Organe, Botenstoffe (liebevoll E-Mails genannt), der Ablauf des Metabolismus von Kohlenhydraten, Eiweißen und Fetten erklärt. Medizinisches Vokabular wird immer gleich verständlich erklärt – ein sehr guter Ansatz im Buch. Das Buch bietet in meinen Augen einen guten Einstieg in das Verständnis des Stoffwechsels und wie Nahrung im Körper umgewandelt wird. Es ist für Laien geschrieben – es wird hier nicht der Citratzyklus mit seinen biochemischen Reaktionen beschrieben, der in der Arztausbildung Pflicht ist. Das würde für die Zielgruppe des Buches auch zu weit führen.
Auf Adipositas, Insulin und Cholesterin, Krebs und Zivilisationskrankheiten wird eingegangen.
Was mir persönlich allerdings wie ein Stein im Magen liegt, ist der positive Verweis auf Ancel Keys auf Seite 132. Zu Ancel Benjamin Keys muss man wissen, dass er durch die Sieben-Länderstudie (die wissenschaftlich alles andere als sauber durchgeführt wurde) zur massiven Einführung von Kohlenhydraten und der Verteufelung von Fett in der USA beigetragen hat und somit einen Grundstein zu Pandemie der Verfettung gelegt hat. Davor im Jahr 1939 hat er die Nahrungsrationen für die Fallschirmtruppen (K-Rationen - K für Keys) entwickelt – dabei wurden bei der Lebensmittelration auch vier Zigaretten zu jeder Mahlzeit beigelegt.
Im Buch wird öfter auf den Münchner Ernährungswissenschaftler Dr. Nicolai Worm (siehe bei den bisherigen Buchbesprechungen das Buch „Menschenstopfleber“) verwiesen, der die Logi-Methode entwickelt hat. Hierbei handelt es sich um eine Ernährungsform, bei der man deutlich weniger Kohlenhydrate als in der „normalen“ Ernährung üblich ist, zu sich nimmt. Das kommt leider in diesem Buch nicht so deutlich heraus. Daher mein Fazit mit Empfehlung zur Kapitelerweiterung.
Fazit: Das Buch ist durch die Kapitel mit der sehr verständlichen Einführung in den Stoffwechsel, die durch Skizzen und Diagramme unterstützt wird, lesenswert. Das vorletzte Kapitel über Ökosysteme greift deutlich zu kurz – hier fehlt der Verweis, wieviel Ressourcen die westliche Welt durch Fleischproduktion verschwendet. Dann würde die Landwirtschaft auch länger die Menschheit ernähren können. Das letzte Kapitel hat mit dem Lösungsansatz – dem Gang zum Heilpraktiker – für die gewillte Zielgruppe seine Berechtigung. Ich vermute, dass bei einer Neuauflage (Erscheinungsdatum des Buches ist 2010) alle zwischenzeitlichen neuen Erkenntnisse aus der Ernährungsweise in zwei bis drei Kapiteln hinzukommen könnten/würden.